Demografiemanagement: Hand in Hand den Wandel gestalten

Gemeinsam Zukunft gestalten: Der Demografiebeirat bringt Menschen aus allen Ecken der Gesellschaft zusammen, um Dörfer und Städte im Kreisgebiet noch schöner und lebenswerter zu machen. Von neuen Wegen, um zusammenzukommen, bis hin zu spannenden Projekten, die das Miteinander stärken.

Der Demografiebeirat hat in seiner Sitzung am 28.02.2024 Bilanz gezogen: in zwölf Jahren wurde viel erreicht. Um den Strukturwandel zu gestalten, wurden neue, hilfreiche Angebote geschaffen.

Seit 12 Jahren Demografiemanagement

Der Kreistag hat im Jahr 2012 die Funktion einer Demografiebeauftragten eingeführt und Regina Meyer, Diplom-Sozialwirtin, für diese Position ausgewählt. Kurze Zeit später wurde ein Demografiebeirat ins Leben gerufen, dem mittlerweile 42 Organisationen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen angehören. Im Jahr 2014 veröffentlichte der Beirat einen Demografiebericht, der eine Demografiestrategie umfasst. Diese Strategie zielt darauf ab, Gemeinden, Dörfer, die Verwaltung, Vereine und soziale Einrichtungen in die Planung und Umsetzung einzubeziehen. Der Bericht enthält außerdem Empfehlungen für acht Handlungsfelder, die bis heute von Bedeutung sind. Dazu gehören die Nutzung von Sozial- und Bevölkerungsdaten als Grundlage für Analysen, die Förderung von Mobilität, bürgerschaftlichem Engagement, Integration, Inklusion und dem Dialog zwischen den Generationen. Weitere Handlungsfelder sind Wohnen, Daseinsvorsorge, Siedlungsentwicklung und Wirtschaft.

Viele Maßnahmen umgesetzt

In den letzten zehn Jahren wurden mehrere wichtige Projekte umgesetzt. Ein Bundesprogramm ermöglichte die Erstellung eines Daseinsvorsorge-Atlas mit detaillierten Daten, beispielsweise zur medizinischen Versorgung und zur Mobilität. In Bad Grund wurde ein mobiler Dorfmarkt ins Leben gerufen und ein Freizeitticket für Jugendliche eingeführt. Außerdem trug ein Forschungsprojekt zur Gründung einer Servicestelle Statistik bei. Diese Stelle stellt Daten zur Bevölkerung und Sozialstruktur bereit und fasst sie in Berichten zusammen.

Landkreis-Fusion: Weitere Projekte

Im Rahmen der Fusion der Landkreise Osterode am Harz und Göttingen wurde die Funktion der Demografiebeauftragten zu dem Referat Demografie und Sozialplanung ausgebaut - angesiedelt im Sozialdezernat und zurzeit mit 12 Mitarbeitenden ausgestattet.

Der ländliche Raum und seine Entwicklung

Das Referat beschäftigt sich mit der Entwicklung des ländlichen Raums und zielt auf den Erhalt der dörflichen Infrastrukturen ab. Dies geschieht in Kooperation mit dem Referat für nachhaltige Regionalentwicklung und mit Unterstützung des EU-Förderprogramms LEADER. Ein zentrales Projekt in diesem Kontext ist die Dorfmoderation. Diese stellt einen Bildungsansatz dar, der darauf abzielt, dörfliche Strukturen zu vernetzen und zu unterstützen. Dabei werden verschiedene Beteiligte zusammengebracht, um Projekte zu initiieren, die der Daseinsvorsorge dienen. Bereits umgesetzte Projekte umfassen unter anderem Treffpunkte, elektrische Autos für Dörfer und Generationen übergreifende Initiativen.

Dorfmoderation und Dorfbudget

Das Land Niedersachsen förderte von 2016 bis 2020 die Entwicklung einer Struktur in Südniedersachsen, um den Ansatz der Dorfmoderation in möglichst vielen Dörfern zu verankern. In dieser Zeit wurden mehr als 150 Dorfmoderatorinnen und Dorfmoderatoren ausgebildet. Allein im Landkreis Göttingen wurden über 80 ausgebildet, wobei der Landkreis insgesamt 191 Dörfer umfasst. Die Dorfmoderation steht als Beispiel für eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen den vier Landkreisen Goslar, Holzminden, Northeim und Göttingen über einen Zeitraum von fast zehn Jahren. Seit 2022 gibt es eine gemeinsame Vernetzungsstelle für die Dorfmoderation in Südniedersachsen.

Dorfbudget: Über 60 Ortschaften unterstützt

Mit dem Dorfbudget unterstützt der Landkreis Göttingen jährlich rund 60 Ortschaften. Jede erhält dabei 500 €, um Projekte von Einwohner*innen, Vereinen und Ortsräten zu realisieren. Beispiele hierfür sind Sternwanderungen, Flohmärkte, Dorffeste und Mitfahrbänke, die den Zusammenhalt in den Dörfern stärken. Ähnlich verhält es sich in städtischen Gebieten, wo mit dem Quartiersbudget die Vernetzung und das Miteinander von Bewohnerinnen und Vereinen gefördert wird. Das Erfolgsmodell aus Göttingen findet inzwischen auch in anderen Landkreisen Südniedersachsens Anwendung.

Sozialstrategie und Inklusion

Im Jahr 2017 stellte der Landkreis eine Sozialplanerin ein, und 2018 verabschiedete der Kreistag eine umfassende Sozialstrategie. Diese Strategie ist fachbereichsübergreifend, vorsorgend und fokussiert sich auf das soziale Umfeld in den Gemeinden. Durch die Analyse von Bedarfen werden Maßnahmen in Stadtteilen und Dörfern unterstützt. Besonders benachteiligte Bevölkerungsgruppen sollen gemeinsam mit lokalen Akteuren zur Erhaltung der Lebensqualität beitragen. Die Koordination dieses Prozesses übernimmt die Sozialplanerin in Zusammenarbeit mit den Fachbereichen der Verwaltung und sozialen Verbänden. Auf Initiative des damaligen Behindertenbeauftragten, Wolfgang Peter, wurde der Bereich Inklusion durch die Einführung einer Inklusionskoordinatorin gestärkt. Dies bietet den ehrenamtlichen Beauftragten und Beiräten für Menschen mit Behinderungen mehr Unterstützung und ermöglicht die Einrichtung kommunaler Beiräte. Der Prozess „Inklusion bewegen“, der seit über einem Jahrzehnt in der Stadt und im Landkreis Göttingen aktiv ist, wird in Kooperation mit den Harz-Weser-Werken weiterentwickelt.

Engagement und Fördermittel

Das erneute Einwerben von Fördermitteln im Bundesprogramm „Hauptamt stärkt Ehrenamt“ führte zum Aufbau einer „Servicestelle bürgerschaftliches Engagement“ im Landkreis Göttingen. Eine Online-Plattform wurde geschaffen. Regelmäßige Treffen von Freiwilligen und Online-Stammtische fördern den Austausch zwischen Vereinen, Initiativen und Einzelpersonen, die sich ehrenamtlich engagieren. Das Angebot an Beratung und Qualifizierung stößt auf großes Interesse, besonders der Bereich „Fördermittel“. Aufgrund von Vorschlägen der Kommunen wurde 2023 eine Beratung zu Fördermitteln eingeführt. Diese unterstützt vor allem kleine Vereine und Gemeinden dabei, sich im Fördermitteldschungel zurechtzufinden und gezielt geeignete Fördermöglichkeiten zu identifizieren.

Zukünftige Herausforderungen

Der Demografiebeirat hat verschiedene Bereiche identifiziert, in denen Handlungsbedarf besteht, darunter

  • die Gewinnung von Fach- und Arbeitskräften,
  • die Bekämpfung von Armut,
  • bezahlbares Wohnen,
  • neue Wohnformen,
  • Mobilität im ländlichen Raum,
  • ärztliche Versorgung
  • und die Stärkung der Demokratie.

Es wird festgestellt, dass bürgerschaftliches Engagement allein die negativen Auswirkungen des Strukturwandels nicht verhindern kann.

Kreisrat Conrad Finger dankte den Mitgliedern des Beirates für ihr langjähriges Engagement:“ Immer wieder produzieren Sie ein Feuerwerk an guten Ideen und helfen bei der Umsetzung. Der Beirat ist eine ideale Ideenschmiede und bietet viel Raum für Synergien.“

Pressemitteilung

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